Digitaler Nachlass – Was passiert mit unseren Online-Daten nach dem Tod?
- István Cocron
- 28. Okt. 2024
- 2 Min. Lesezeit
In einer zunehmend digitalen Welt hinterlassen wir nicht nur physische Besitztümer, sondern auch eine Vielzahl digitaler Spuren, erklärt Rechtsanwalt István Cocron. Doch was passiert nach unserem Tod mit den E-Mails, Social-Media-Profilen, Online-Konten und Abonnements, die wir hinterlassen? Der digitale Nachlass ist ein Thema, das noch immer wenig geregelt und oft vernachlässigt wird. Doch es gewinnt an Bedeutung – sowohl für die Hinterbliebenen als auch für die Organisation des Erbes.
Was gehört zum digitalen Nachlass?
Zum digitalen Nachlass zählen sämtliche Online-Konten, Abonnements und digitale Güter einer verstorbenen Person. Dazu gehören:
• E-Mails und Chats
• Social-Media-Profile (z. B. Facebook, Instagram, Twitter)
• Online-Banking und Einkaufsportale (z. B. Amazon, PayPal)
• Digitale Medien wie E-Books, Musik, Fotos und Videos
• Kryptowährungen und NFTs
Viele dieser Daten haben nicht nur ideellen, sondern auch finanziellen Wert. Zudem können laufende Kosten wie Abonnementgebühren die Hinterbliebenen belasten, wenn sie unbemerkt weiterlaufen.
Die Herausforderung: Ermittlung und Verwaltung des digitalen Nachlasses
Die Ermittlung des digitalen Nachlasses gestaltet sich häufig komplex und erfordert nicht nur die Identifikation aller Konten, sondern auch die rechtliche und technische Möglichkeit, darauf zuzugreifen. Professionelle Nachlassverwalter oder spezialisierte Dienstleister können helfen, den digitalen Nachlass vollständig zu erfassen.Dabei besteht der Prozess in der Regel aus folgenden Schritten:
1. Identifikation der Konten und Verträge: Die Ermittlung erfolgt oft über offizielle Dokumente oder Befragungen der Angehörigen.
2. Prüfung der Datenschutzbestimmungen: Nicht jedes Konto kann ohne Weiteres übertragen werden. Datenschutzgesetze und die Bestimmungen der Plattformen selbst bestimmen, wie mit den Daten verfahren werden darf.
3. Übertragung an die Erben: Je nach Wunsch der Erben und den Vorgaben des Verstorbenen können die Konten gekündigt, gelöscht oder weitergeführt werden.
Welche Rolle spielt die Vorsorge?
Für die Nachlassregelung ist es hilfreich, wenn bereits zu Lebzeiten klare Regelungen für den digitalen Nachlass getroffen werden. Eine Übersicht der bestehenden Online-Konten, hinterlegte Zugangsdaten und ein eindeutiger Wille, wie mit den Daten umgegangen werden soll, können die Arbeit der Hinterbliebenen erheblich erleichtern. Eine solche Vorsorge kann in Form eines digitalen Testaments oder durch einen speziell beauftragten Nachlassverwalter erfolgen.
Fazit: Ein oft übersehener Aspekt des Erbes
Die zunehmende Bedeutung des digitalen Nachlasses zeigt, wie wichtig es ist, auch digitale Güter und Verpflichtungen in die Nachlassplanung einzubeziehen. Für Angehörige kann die geregelte Übergabe dieser digitalen Spuren nicht nur finanzielle Lasten verhindern, sondern auch eine wichtige emotionale Entlastung sein.Wer frühzeitig vorsorgt und klare Anweisungen hinterlässt, erleichtert es seinen Erben, sich um das digitale Erbe zu kümmern und dabei sowohl den Datenschutz als auch den eigenen letzten Willen zu respektieren.
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